Tagestour: Schloss Mespelbrunn

Servus Leute,

heute will ich über eine weitere Tagestour berichten: „Schloss Mespelbrunn„. Die Toureninformation von „Naturpark Spessart e.V.“  findet sich hier. Kartenmaterial kann man hier bestellen. Hier meine Tourenbeschreibung als pdf: DE-Schloss-Mespelbrunn (erstellt mit outdooractive.com).

Ich habe kurz entschlossen die Tour-Empfehlung umgekehrt zu laufen, d.h. anders als vom „Naturpark Spessart e.V.“ beschrieben, laufe ich die Rundtour nicht zuerst zum Schloss, sondern zuerst nach Heimbuchenthal. Es erschien mir schöner um die Mittagszeit am Forsthaus Echterspfahl einzukehren und meine Wanderung nachmittags mit einem schönen Stück Kuchen oder etwas herzhaftem im Café Pferdestall beim Schloss Mespelbrunn abzuschließen, anstatt Vormittags an beiden Einkehrmöglichkeiten vorbei zu laufen nur um dann im Wald in Höhe Martinsberg einem „Hungerast“ zu begegnen. Außerdem belohnt mich der Blick auf Schloß Mespelbrunn am Ende meiner Tour.

Ich beginne die Tour auf dem Parkplatz des Wanderheims Mespelbrunn (Elsavastraße, 63875 Mespelbrunn). Der Parkplatz ist riesig.


Ich schaffe es erst um ca. 11:15 vom Parkplatz loszulaufen. Es ist richtig warm, das Auto-Thermometer zeigt 28°C und der Wetterbericht hat noch höhere Temperaturen bis 32°C bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit angekündigt. Es sieht ganz so aus als könnte ich heute die „Hitzebeständigkeit“ meiner Ausrüstung überprüfen.

Auf der Markierung „Hase“ geht es parallel zur Hauptstraße auf einer schönen Waldstrecke entlang der Elsava bis nach Heimbuchenthal. Vor allem die alten Bäume mit teilweise beachtlichem Umfang sind beeindruckend. Im Schatten ist es angenehm kühl und in diesem Abschnitt ist die Wanderung ein angenehmer Spaziergang.


In Heimbuchenthal komme ich an einem urigen Wasserrad aus dem Wald. Nun geht es auf dem weiter gut markierten Weg „Hase“ durch Heimbuchenthal.


Ich war etwas skeptisch, weil der Weg doch eine Strecke lang durch die Stadt führt. Ich empfinde es als etwas unangenehm, wenn man mit vollem Wandergepäck (und evtl. etsprechend verschwitzt) dann an Menschen vorbei kommt, die entspannt ihren Espresso auf der Restaurant-Terrasse schlürfen. Aber heute bin ich noch recht früh unterwegs und die Strecke durch die Stadt hält sich dann doch in Grenzen. Es geht um die St. Martinus-Kirche herum, über die Hauptstrasse, dann den Weg auf der anderen Seite den Hang hinauf und am Friedhof vorbei in den Wald.

Eine Zeit lang läuft die Markierung „Hase“ parallel zur Markierung „H1“. Als sich beide trennen, folge ich der letzteren. Auf der Markierung „H1“ geht es in nord-östlicher, später nördlicher Richtung über die Wegweiser „St. Martinus“, „Steiniger Berg“ über Martinsbergund weiter bis zum Forsthaus Echterspfahl. Der Weg führt nun gut hangauf und ich komme das erste Mal wirklich ins Schwitzen. Die Mischung aus Sonnencreme, Mückenschutzmittel und Schweiß, die mir dann ins Auge läuft, brennt heftig. Hier bewährt sich das erste Mal mein Buff als Stirnband. Meinen Hut habe ich inzwischen abgenommen und nun baumelt er mir vor dem Bauch. Leider kann ich ihn nicht nach hinten hängen lassen, weil das Lederband zu kurz bzw. der Rucksack im Weg ist.

Erstaunlich ist die absolute Ruhe im Wald. Ich weiß nicht ob es die Hitze ist oder einen anderen Grund hat, aber es ist absolut kein Vogel oder anderes Waldtier zu hören. Einmal klopft in der Ferne ein Specht und natürlich fliegen ab und zu Flugzeuge über den Wald, aber sonst ist es so ruhig, dass es fast ein wenig schaurig ist. Ich stehe einige Minuten ganz still und horche in den Wald, doch außer einer kleinen Wespe ist nichts zu hören.


Der Weg ist zum Teil ein richtiger Hohlweg (siehe Foto unten). In anderen Abschnitten ist es ein normaler Waldweg der durch Laub-, Misch- und Nadelbaumwälder führt. Manche Abschnitte haben kniehohes Gras und ich bin froh trotz der Hitze meine lange Wanderhose zu tragen. Andere Wanderer, die ich später treffe, sind mit kurzen Hosen unterwegs und sie berichten mir, dass sie sich auf der Strecke Zecken eingefangen haben.


Das Forsthaus Echterspfahl markiert den nord-östlichsten Punkt meiner heutigen Wanderung. Hier gibt es eine Einkehrmöglichkeit und ich bin dankbar für ein kaltes Glas Hefeweizen (natürlich alkoholfrei ;-)) und ein kleines Mittagsessen.


Zum „Echterspfahl“ gibt es die folgende (verkürzte) Sage:

Drei Brüder Echter, als Raubritter vom Kaiser Friedrich Barbarossa verfolgt, hatten getrennt im Spessart Zuflucht gefunden. Etwa dort, wo später das Forsthaus stand, trafen sie sich von Zeit zu Zeit; ihre Pferde banden sie an einen Pfahl, der drei eiserne Ringe trug. So bekam diese Stelle und das spätere Forsthaus den Namen Echterspfahl.

Auf der Markierung „M3“ geht es dann in süd-westlicher Richtung zum Highlight der heutigen Tour: Schloss Mespelbrunn.

Leider habe ich zu spät gesehen, dass die Tour über „Schrägbalken“ und Königshöhe wahrscheinlich deutlich schöner gewesen wäre, da dieser Weg über kleine Waldwege führt.

Der Weg „M3“ hingegen ist ein gut ausgebauter, schnurgerader Schotterweg, der mir nach den vorherigen Waldwegen wie eine Waldautobahn vorkommt. Dennoch bleibt die Landschaft abwechslungsreich und ich genieße einfach den sanften Abstieg in der Sonne. Nach ungefähr 45 Minuten bin ich beim Schloss.


Das Wasserschloss ist wirklich ein Kleinod im Spessart und ist z.B. als Drehort des Films „Wirtshaus im Spessart“ mit Lieselotte Pulver und Carlos Thompson auch überregional sicherlich manchen ein Begriff. Das 600 Jahre alte Renaissance-Schloss ist jedenfalls aufgrund seiner versteckten Lage nie Schauplatz von größeren kriegerischen Auseinandersetzungen gewesen und daher noch im Originalzustand erhalten. Es befindet sich immer noch in Familienbesitz und wird von Teilen der Familie bewohnt. Derzeit werden umfangreiche Renovierungsarbeiten am Schloss durchgeführt, dennoch kann es besichtigt werden.


Ursprünglich verdankt das Schloss seine Entstehung einer Schenkung des Mainzer Erzbischofs Johann II. von Nassau am 1. Mai 1412. Dieser übereignete seinem kurfürstlichen Forstmeister Hamann Echter (ein Nachfahre aus der Linie der zuvor erwähnten drei Brüder Echter) den Platz zum Espelborn. Zuerst errichtete der Forstmeister ein unbefestigtes Haus, da aber der Spessart zu jener Zeit ein wilder und unerschlossener Wald war, begann sein Sohn ab 1427 das Haus mit Mauern, Türmen und Wassergraben zu befestigen. Nach und nach wandelte sich das Haus dann hin zu dem Renaissance-Schloss in heutiger Form.

Wer mehr über das Geschlecht und die wechselhafte Geschichte der Echter erfahren will, sollte den zugehörigen Wikipedia-Artikel lesen.

Ich besichtige ein wenig die Außenanlagen des Schlosses und mache heute allerdings keine Pause im Café Pferdestall beim Schloss (obwohl die einen sehr guten Kuchen haben).

Dann geht es weiter durch Mespelbrunn zurück zu meinem Parkplatz. Hier verlaufe ich mich noch ein wenig und nehme aus Versehen einen kleinen Umweg durch die Stadt.

Fazit: Auch im warmen Wetter leisten die Funktionskleidung und der Rucksack gute Dienste. Ich kam zwischenzeitlich richtig ins Schwitzen, bin aber schon 20 Minuten später wieder trocken. Natürlich war ich mit fast 9 Kilogramm Gepäck völlig „überausgerüstet“, teilweise bin ich auf der Strecke Wanderern begegnet, die noch nicht einmal einen kleinen Rucksack dabei hatten, aber nur auf diese Weise kann ich jetzt zuversichtlich sein, dass ich auch bei warmen Temperaturen später im Schwarzwald keine Probleme bekomme.

Die Tour ist angenehm zu laufen und deutliche leichter als die Tour vom letzten Wochenende („Das Wirtshaus im Spessart“). Allerdings ist die Wanderung auch nicht ganz so abwechslungsreich. Da alle Markierungen äußerst deutlich sind (bis auf die letzten Meter in Mespelbrunn), ist die Orientierung absolut einfach. Ich habe eigentlich keine Karte gebraucht (obwohl ich dennoch ab und zu meine Position auf ihr überprüft habe). Für eine Wanderung mit ganz kleinen Kindern ist möglicherweise der Anstieg von Heimbuchenthal zum Echterspfahl im ersten Abschnitt ein wenig zu steil. Aber mit ordentlichen Pausen würde ich auch einem Grundschulkind diese Tour zutrauen. Für einen Bollerwagen oder ähnliche „Fahrzeuge“ ist aber vor allem der Abschnitt durch den Hohlweg zu uneben (quer liegende Äste, Steine, etc.) und daher nicht zu empfehlen.

Tourdaten: 11,3 km, 3,5h Wanderzeit, leichte-mittlere Schwierigkeit, viele Einkehrmöglichkeiten.

Ich freue mich schon auf meine nächste Tour…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert