Krankheiten und Gefahren im Wald

Servus Leute,

leider gibt es in der Natur auch einige Gefahren auf die man sich – soweit möglich – vorbereiten sollte. Diesem Themenschwerpunkt will ich meinen heutigen Beitrag widmen.

Zecken

Die Zecke ist wohl das gefährlichste Wildtier, welches wir noch in unseren Wäldern haben. Bären gibt es nicht, oder werden als „Problembären“ schnell erlegt, Wölfe kommen zwar wieder, sind aber noch nicht sehr zahlreich und (derzeit noch?) sehr scheu, Wildkatze und Luchs genauso selten.

Zecken sind deutschlandweit verbreitet, aber übertragen vor allem in Süddeutschland die beiden Haupterkrankungen FSME und Borreliose (bei FSME deutlicher ausgeprägt). Allerdings nehmen die Fälle von Erkrankungen auch in Mittel- und Norddeutschland zu, ein Zusammenhang mit der Klimaerwärmung wird vermutet.

Zecken sind eine Ordnung der Milben und gehören zu den Spinnentieren (daher auch acht Beine und nicht sechs, wie bei Insekten). Sie alle sind blutsaugende Parasiten, die sich an verschiedene Wirbeltiere hängen, durch die Haut beißen (der Fachmann spricht allerdings vom „Stich“) und von deren Blut ernähren. Das Problem sind eigentlich gar nicht die Zecken selbst, sondern die Krankheiten, die sie übertragen. Die Schildzecke „Gemeiner Holzbock“ (Ixodes ricinus) ist dabei die deutsche Zeckenart, die am häufigsten Menschen befällt.

Durstig sind vor allem die Weibchen, deren Körper während des Saugvorgangs – je nach Art – auf das bis zu zwanzigfache des ursprünglichen Volumens anschwellen kann (weibl. Schildzecken).

Bei Biss (oder Stich) gibt die Zecke Speichel ab, der eine Mischung zahlreicher Proteine enthält, die einerseits die Blutgerinnung unterbinden und außerdem Schmerzreize und Entzündungsreaktionen unterbinden. Leider kann der abgegebene Speichel Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger enthalten, was den Stich so gefährlich macht.

Unter den Zeckenarten gibt es prinzipiell zwei Strategien der Wirtsfindung:

  • Lauerer klettern auf eine Pflanze (z. B. einen Grashalm oder einen Busch) und halten sich mit den hinteren Beinen fest. Das vordere Beinpaar strecken sie in einer charakteristischen Pose weit nach außen vor, so dass sich eine T-Form ergibt. Sobald ein potenzieller Wirt sie berührt, halten sie sich an diesem fest. Zu den Lauerern gehört z. B. der Gemeine Holzbock.
  • Jäger bewegen sich aktiv auf der Suche nach Wirtsorganismen vorwärts. Sie sind mit 5-8 Metern pro Stunde schneller als Weinbergschnecken (4,2 Meter pro Stunde).

Zur Wirtsfindung dienen ihnen verschiedene chemische Sinne, vor allem Kohlendioxid-Sensoren, die in einem speziellen Organ am letzten Beinglied (Haller-Organ) sitzen.

Unter den durch Zecken übertragenen Krankheiten sind vor allem Borreliose und FSME zu beachten, es gibt aber auch noch die weniger bekannten und selteneren Erkrankungen wie Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiosen oder Neoehrlichiose. Daher ist ein Zeckenstich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Borreliose, genauer Lyme-Borreliose, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia (umgangsprachlich „Borrelien“) ausgelöst wird. Die Erkrankung hat vielfältige Auswirkungen im Menschen und kann alle Organe und Gewebe, insbesondere Haut, Gelenke und Nervengewebe, befallen.

Die Bezeichnung Lyme-Borreliose setzt sich zusammen aus dem Namen des amerikanischen Ortes Lyme, in dem das Krankheitsbild 1975 nach gehäuftem Auftreten von Gelenksentzündungen in Verbindung mit Zeckenstichen erstmals beschrieben wurde, und aus der Bezeichnung der Erregerfamilie, die nach dem französischen Bakteriologen Amédée Borrel benannt ist.

Trotz vielfältiger Forschung sind einige Antworten zum Thema Übertragung, Infektionsrisiko und Durchseuchung noch lückenhaft.

Es gibt jedenfalls ein Nord-Süd-Gefälle der Borreliose-Erkrankungen (siehe Karte) welches aber nicht so deutlich ausgeprägt ist wie bei FSME, dazu später mehr. Laut Robert-Koch-Institut sind etwa 6–35 % der Zecken in Deutschland von Borrelien befallen. Nach einem Zeckenstich kommt es in 1,5–6 % der Fälle zu einer Infektion. In 0,3–1,4 % der Fälle kommt es zu einer Erkrankung.

Da es keine bundesweit einheitliche Überwachung der Erkrankung gibt, sind nur grobe Werte zur Inzidenz (also Zahl der Erkrankungen bezogen auf die Gesamtbevölkerung) vorhanden. Außerdem ist die Einschätzung ob eine Infektion wirklich vorliegt nicht einfach. In Süddeutschland geht man von ca. 111 – 260 Fällen pro 100.000 Einwohner aus, in Österreich zwischen 135 und 300 pro 100.000 Einwohner und in der Schweiz zwischen 25 und 131.

Die Symptome der Erkrankung werden in drei Stadien beschrieben:

  1. Lokalinfektion
  2. Streuung des Erregers
  3. Spätstadium

Bei einer Erkrankung im ersten Stadium wird mit gutem Erfolg mit einer Antibiotike-Langzeittherapie behandelt. Das Problem ist allerdings in der frühe Phase eine richtige Diagnose, da die bekannte Wanderröte nur in ca. 10% der Fälle auftritt und die anderen grippeähnlichen Symptome und Gelenkschmerzen nicht immer sofort mit einer Borreliose in Verbindung gebracht werden. Eine prophylaktischen Behandlung mit Antibiotika wird kontrovers diskutiert, da die Nebenwirkungen einer unbegründeten Behandlung gegen die Folgen einer unbehandelten Borreliose abgewogen werden müssen.

Erfolgt die Diagnose erst später, müssen neben der Bekämpfung der Bakterien auch die Schädigungen der Organe und Gewebe behandelt werden, was ein interdisziplinäres Vorgehen verschiedener Ärzte erfordert. Eine Borreliose kann bei ungünstigem Krankheitsverlauf zu einem jahrelangen chronischen Leiden führen, im Extremfall bis hin zur Erwerbsunfähigkeit.

Ein präventiver Impfstoff existiert für den Menschen (noch) nicht. Hunde kann man impfen lassen, wenngleich die Wirksamkeit umstritten ist.

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, der sollte den zugehörigen Wikipedia-Artikel lesen, ich will mich hier vor allem auf praktische Tipps für den Wanderer beschränken (weiter unten).

FSME seht für „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ und ist eine virale Erkrankung ausgelöst durch das FSME-Virus. Sie kann mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber und bei einem Teil der Patienten mit einer Meningoenzephalitis, der Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten, verlaufen. Bei einem Großteil der Patienten treten bei einer Infektion jedoch keine Krankheitsanzeichen auf.

In Risikogebieten liegt der Anteil der FSME-infizierten Zecken bei etwa 0,1 % bis 5 %. In ganz Deutschland liegt die Inzidenz, also die Zahl der eindeutig nachgewiesenen Erkrankungen zwischen 196 pro 100.000 (in 2012) und 546 pro 100.000 (in 2006). Aufgrund der grippeähnlichen, oft unspezifischen Symptomatik ist eine hohe Dunkelziffer von Erkrankungen möglich.

Die Risikogebiete kann man gut in dieser Karte abschätzen.

Es gibt einen Impfstoff gegen FSME, der einen präventiven Schutz erlaubt.

In den meisten Fällen verläuft eine FSME-Erkrankung harmlos, nimmt die Erkrankung allerdings einen schweren Verlauf mit einer Meningoenzephalitis, also einer Gehirnentzündung unter Beteiligung einer Gehirnhautentzündung, und oder Myelitis, also einer Entzündung des Rückenmarks und des Knochenmarks, kann es zu bleibenden Schäden mit Lähmungen, Paresen bis hin zum Tod kommen.

Das Problem bei der FSME-Erkrankung ist, dass keine Möglichkeiten der ursächlichen (kausalen) Therapie bestehen. Dies liegt daran, dass spezifische antivirale Medikamente nicht existieren. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, ist nur eine symptomatische, auf die Linderung einzelner Symptome konzentrierte Therapie möglich.

Wer mehr Details lesen will, den möchte ich wiederum auf die zugehörige Wikipedia-Seite verweisen.

Panikmache oder echtes Risiko?

Je nachdem welches Forum oder welchen YouTube-Kanal man sich zu diesem Thema anschaut reicht die Einschätzung der Zeckengefahr von „übertriebene Panikmache“ bis hin zu „ernstes Problem“.

Es stimmt, dass die Gefahr einer Borreliose oder FSME-Infektion mit ernstem Verlauf sehr gering ist.

Wenn man die obigen Zahlen in Relation setzt, so ist die Chance z.B. bei einem Zeckenstich an der schweren Form von FSME zu erkranken (dies ist meine Abschätzung anhand der öffentlich zugänglichen Daten und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit):

(0,1%-5% – Chance, dass die Zecke FSME-Erreger trägt) * (5% ???Chance einer Infektion???*) * (10% Chance eines symptomatischen FSME-Verlaufs) * (70% für einen zweiten Fieberschub) * (50% für einen schweren Verlauf) = 0,00000175% bis 0,0000875%.

(*Da ich keine Quelle gefunden habe, wie oft eine FSME-infizierte Zecke auch FSME-Viren in das Blut des Wirtes überträgt, habe ich hier die Übertragungsrate von Borreliose angenommen. Sehr wahrscheinlich ist die echte Chance noch deutlich geringer).

Oder anders ausgedrückt, die Wahrscheinlichkeit nach einem Zeckenstich einen schweren Verlauf der FSME zu bekommen liegt grob gerechnet irgendwo zwischen 1:60.000.000 und 1:1.000.000.

Bei Borreliose berechne ich persönlich übrigens pro Zecke und Stich eine Wahrscheinlichkeit von ca. 1: 37.000.000 bis 1:350.000.

Die Wahrscheinlichkeit an schwerer Form von FSME oder Borreliose zu erkranken ist also sehr gering.

Allerdings gibt es hierbei zwei Einschränkungen zu beachten:

  1. Die oben genannten Statistiken beziehen sich immer auf die Normalbevölkerung, also vom Büromensch bis zum Förster, vom Kind bis zum Senior, vom Hamburger bis zum Bayern. Es liegt auf der Hand, dass individuell betrachtet die Chance natürlich entsprechend deutlich anders ausfallen können. Wenn ich als Bushcrafter immer querfeldein unterwegs bin und mich mehrere Stunden pro Woche im Wald aufhalte, dann werde ich deutlich häufiger von Zecken gestochen, als z.B. der Stadtmensch, der vielleicht einmal im Jahr im Stadtwald spazieren geht. Häufigere Stiche erhöhen natürlich auch die Chance infiziert zu werden und häufigere Infektionen erhöhen die Chance dass die Krankheit möglicherweise auch mal einen ernsteren Verlauf nimmt (letzteres ist strittig, da sich auch Resistenzen ausbilden können).
  2. Es gibt genügend Menschen, die im Lotto spielen, obwohl hier die Gewinnchance für den Jackpot nur 1:140.000.000 ist. Dennoch gibt es immer wieder Lottogewinner. Es muss jeder für sich selbst nach dem eigenen Riskoempfinden entscheiden, ob er seine Gesundheit bei einer „Gewinn-Chance“ von z.B. 1:60.000.000 riskieren will. Ich persönlich habe mich z.B. für die FSME-Impfung entschieden und habe so eine Sorge weniger, dass muss aber jeder selbst entscheiden.

Was tun? Präventionsmaßnahmen…

  1. Die einfachste Vorsichtsmaßnahme gegen Zecken ist es gar nicht erst durch hohes Gras oder Unterholz zu streifen, sondern auf den Wegen zu bleiben. Leider ist das als Wanderer nicht immer möglich, da selbst offizielle Wegführungen z.T. über Wiesen verlaufen.
  2. Das Tragen von heller Kleidung, insbesondere hellen Hosen, ist von Vorteil, da man hier Zecken schneller sieht und entfernt. Leider ist dies bei vielen Ausstattern von Wanderbekleidung anscheinend noch nicht angekommen, da viele immer noch vor allem schwarze und dunkelbraune Hosen anbieten.
  3. Ein einfacher Schutz ist natürlich das Vermeiden von blanker Haut. Geschlossene Schuhe (nie barfuss), Strümpfe, lange Hosen und möglichst auch Oberteile mit langen Ärmeln, wie z.B. gute und feste Outdoorjacken, erschweren es den Zecken eine Körperstelle zu finden, auf der sie sich niederlassen können. Es sieht zwar ein wenig seltsam aus, aber es hilft die Hosenbeine der langen Hose in die Strümpfe zu stecken, so dass die Zecken nicht von unten unter das Hosenbein krabbeln können. Man darf aber auch die Geschwindigkeit der Zecke nicht unterschätzen. Vertikal können
  4. Es empfiehlt sich nach jeder Wanderung Abends den Körper nach Zecken abzusuchen. Dies hilft vor allem zur Vermeidung der Borreliose, weil die Gefahr der Übertragung von Borrelien nach neuesten Erkenntnissen (anders als z.B. FSME) erst ca. 12 Stunden nach dem Biss signifikant ansteigt. Bevorzugte Stellen sind Hautpartien, die dünnere Haut haben, wie Achsel- und Schambereich, der Haaransatz und die Kniekehlen eines Menschen. Natürlich sollte man auch die Kleidung auf Zecken untersuchen, da diese noch tagelang auf der Kleidung bzw. in der Wohnung überleben können. Ungesogene Nymphen schaffen bei einer Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent etwa fünf, erwachsene Zecken sogar zehn Tage.
  5. Weiterhin kann man sich mit Insekten.abweisenden Mitteln, so genannten Repellentien, einsprühen. Diese halten Zecken für einige Stunden fern, sollten aber ca. alle vier Stunden aufgefrischt werden. Die meisten Präparate enthalten DEET (Diethyl-m-Toluamid), Bayrepel, oder DPT (Dimethyl-Phtalat). Alle Mittel die zur Zecken/Insektenabwehr eingesetzt werden, sondern einen Geruch ab, der den Menschen nicht stört, die Insekten aber dagegen sehr. Leider sind die Stoffe nicht ganz unbedenklich, daher sollte der Gebrauch vorsichtig erfolgen und die Präparate nicht mit Schleimhäuten in Kontakt kommen.
  6. Wer seinem Körper nicht unbedingt ein chemisches Mittel zumuten möchte, hat auch die Möglichkeit mit der Hilfe ätherischer Öle wie zum Beispiel Zitronenöl, Eukalyptusöl oder Teebaumöl Zecken von sich fernzuhalten. Leider wirken diese Mittel häufig nur 1-2 Stunden gegen die gefährlichen Blutsauger, mit Ausnahme einer Mischung aus drei verschiedenen Ölen (Kokos, Geranien und Sojaöl), die einen Schutz vergleichbar mit einem DEET-haltigen Präparat bietet. Den Geruch muss man aber auch erst einmal mögen…
  7. Die FSME-Impfung habe ich ja oben schon erwähnt, liste sie aber hier nochmals der Vollständigkeit halber auf. Sie schützt zumindest zuverlässig gegen eine FSME-Erkrankung (nicht aber gegen eine Borreliose).

Fuchsbandwurm

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) parasitiert vor allem im Rotfuchs. Als Zwischenwirt dienen kleine Säugetiere, vor allem Wühlmäuse und andere Nagetiere. Der Fuchsbandwurm ist der Auslöser der alveolären (bläschenartigen) Echinokokkose, einer lebensgefährlichen Wurmerkrankung des Menschen.

Das Blöde am Fuchsbandwurm ist die lange Inkubationszeit, so werden erste Symptome erst nach 5-15 Jahren sichtbar und zweitens der ziemlich unangenehme Krankheitsverlauf, der verschiedene Organe, insbesondere die Leber, angreift, im späteren Verlauf die Organe irreparabel beschädigt und sogar zum Tod führen kann. Auch die Behandlung des Fuchsbandwurmes ist nicht sehr angenehm, da sie ähnlich wie eine Krebstherapie mit Chemotherapeutika, Operationen und palliativen Maßnahmen durchgeführt werden muss.

Das Gute ist, dass eine Erkrankung an Echinokokkose äußerst selten ist. Die Gesundheitsbehörden verzeichnen in Deutschland ca. 30 Neuerkrankungen pro Jahr.

Besonders gefährdet scheinen übrigens Hunde- und Katzenbesitzer zu sein, deren Haustiere den Bandwurm im Wald – entweder durch direkten Kontakt mit Fuchskot oder durch Verzehr von Zwischenwirten – aufnehmen und dann an den Besitzer weitergeben.

Allerdings auch Waldfreunde aller Art, insbesondere jene, die viele Waldpflanzen und -früchte verspeisen, sollten sich in Acht nehmen. Es gibt zwar seit der Erfassung von Fuchsbandwurmerkrankungen ab 2001 keinen zurückverfolgbaren Fall, bei dem jemand sich nachweislich an gepflückten Beeren infiziert hat. Zumindest theoretisch spricht jedoch nichts dagegen, dass die Eier des Fuchsbandwurmes von z.B. einer Beere über den Magen-Darm-Trakt in den Menschen gelangen können. Auch die Aufnahme über Staub und die Atemluft kann bisher noch nicht ausgeschlossen werden.

Das Problem ist, dass die wenigen Fallzahlen und die lange Inkubationszeit eine Rückverfolgung des exakten Infektionsweges schwierig machen.

Wer mehr wissen will, dem sei wiederum der Wikipedia-Artikel ans Herz gelegt.

Fazit: An Fuchsbandwurm zu erkranken ist extrem selten. Dennoch ist die Gefahr nicht gleich Null und die Übertragungswege nicht endgültig geklärt. Da die Erkrankung außerdem ziemlich verheerend sein kann und keine Impfung existiert, empfehle ich folgende Präventionsmaßnahmen.

Präventionsmaßnahmen

  1. Sorgfältige persönliche Hygiene bei Menschen mit einem erhöhten Risiko (Hunde und Katzenhalter, Waldarbeiter, etc.)
  2. Keine Waldfrüchte in Bodennähe und an Wegrändern (oder Wildwechseln) verzehren (insbesondere Walderdbeere). Sicher sollten solche Beeren sein die so hoch wachsen, dass der Fuchs beim Markieren seines Reviers in der Regel dort nicht hingekotet haben kann.
  3. Waldpflanzen vor Verzehr abwaschen oder – noch besser – abkochen (Temperaturen > 70°C töten die Eier ab).
  4. Für Survivalisten: Keine Nagetiere im Wald verzehren (zumindest nicht roh).
  5. Einatmen von Waldstaub vermeiden.

Tollwut

Die Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion, die bei Tieren und Menschen eine akute, fast immer tödliche Enzephalitis (Gehirnentzündung) verursacht.

Das stereotype Bild eines tollwütigen Tieres ist der aggressive Hund mit Schaum vor dem Maul. Aber auch Katzen, Frettchen, Füchse, Dachse, Waschbären, Stinktiere und Wölfe können tollwütig werden beziehungsweise die klassische Tollwut oder eine andere Form übertragen.

In Deutschland sind zwischen 1977 und 2000 fünf Fälle von Tollwut registriert worden (in Europa 281), von denen drei ihren Ursprung im Ausland hatten.

Ohne vorherige Impfung oder Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach einer Ansteckung verläuft die Infektion innerhalb von 15 bis 90 Tagen – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – immer tödlich. Die Postexpositionsprophylaxe muss dabei möglichst schnell erfolgen, am besten Stunden nach einer möglichen Infektion bzw. innerhalb der ersten 24 Stunden.

Deutschland gilt seit April 2008 nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als tollwutfrei (d. h. frei von terrestrischer Tollwut) nicht jedoch nach den strengeren WHO-Kriterien (frei von jeglichen Tollwutviren, auch Fledermaustollwut). Seit 2010 werden im Schnitt rund zehn Fälle von Fledermaustollwut pro Jahr registriert.

Alles in allem ist die Chance in Deutschland Tollwut zu bekommen also vernachlässigbar gering. Würde allerdings von einem Wildtier gebissen werden, so würde ich dennoch zum Arzt gehen.

Tetanus

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, ist eine häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit, welche die muskelsteuernden Nervenzellen befällt und durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Die resistenten Sporen des Bakteriums kommen nahezu überall vor, auch im Straßenstaub oder in der Gartenerde. Die Infektion erfolgt durch das Eindringen der Sporen in Wunden. Unter anaeroben Bedingungen, also unter Sauerstoff-Abwesenheit, vermehrt sich das Bakterium und sondert Giftstoffe (Toxine) ab. Das proteolytische Toxin Tetanospasmin schädigt die muskelsteuernden Nervenzellen und verursacht dadurch die typischen Muskelkrämpfe. Das Toxin Tetanolysin ist herzschädigend.

Eine Impfung gegen Tetanus ist verfügbar und wird empfohlen. Experten der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) raten zur vorbeugenden Immunisierung gegen Tetanus mit einem Toxoidimpfstoff, da auch kleine, nicht besonders tiefe Verletzungen zur Erkrankung führen können.

Wildscheine

Wildscheine sind in Deutschen Wäldern ziemlich zahlreich, somit ist es möglich, dass auch der Wanderer mal einem Wildschwein begegnet. Wer aber auf den Waldwegen bleibt und nicht ins Dickicht kriecht, begegnet nur in den seltensten Fällen einem Wildschwein.

Wildschweine sehen schlecht, hören und riechen aber sehr gut. In der Regel wird daher ein Wildschwein eher den Wanderer bemerken als umgekehrt und meistens auch die Flucht antreten. Keiler haben eindrucksvolle Hauer mit denen sie ernsthafte Verletzungen zufügen können. Außerdem sind Wildschweine schnell und kräftig.

Da Wildschweine im Grunde Angst vor dem Menschen haben, gibt es nur wenige, extreme Ausnahmen in denen der Wanderer von einem Wildschwein angegriffen wird. Eine davon ist ein verletzter Keiler. Eine andere Möglichkeit ist ein Wanderer der zwischen die Bache und ihre Jungen geraten ist bzw. sich dem Nest mit Frischlingen zu sehr genähert hat. In diesen Fällen wird die Bache durchaus zum Angriff ansetzen, da sie ihre Jungen mit ihrem Leben verteidigen wird. Eine dritte Möglichkeit ist, dass der Wanderer in der Dämmerung im Unterholz unterwegs ist und das Tier überrascht. Fühlt es sich in die Enge getrieben, kann es durchaus zum Angriff neigen.

Allerdings wird dies in der Regel auch nicht ohne Ankündigung passieren, sondern ein Schnauben und Grunzen der Bache vorangehen. Durch einen geordneten (nicht überstürzten) Rückzug mit Blick auf dem Tier, kann man meist die Gefahrensituation entschärfen. Oder noch besser: einen Baum oder Hochsitz suchen und schnell hochklettern.

Was mir allerdings noch keiner beantworten konnte ist die Frage, wie es mit Wildschweinen aussieht, die sich an den Menschen gewöhnt haben, z.B. weil sie regelmäßig für nächtliche Besuche in die Stadt kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass bei diesen Tieren die Scheu gegenüber Menschen herabgesetzt ist (ähnlich wie bei bestimmten Bären in Nordamerika) und somit eine Angriffsgefahr steigt.

Stürze, Stolpern und Ausrutschen

Nach all den Punkten, die ich als potentielle Gefahren aufgezählt habe, sind Stürze und daraus resultierende Verletzungen mit Abstand die wahrscheinlichste Gefahr bei Wanderungen.

Rutschiger Untergrund, schlechtes Schuhwerk, schwere Rucksäcke, Ermüdungserscheinungen sind nur ein Teil der Gründe, die zu Stürzen führen können. Die Folge können Verstauchungen, Bänderrisse, Brüche und viele mehr sein.

8800 Wanderer und Bergsteiger verletzen sich z.B. durchschnittlich jedes Jahr auf Österreichs Bergen. Galt früher schlechte Ausrüstung als Ursache, so ist es heute eher mangelnde körperliche Konstitution.

Folgende Maßnahmen können Stürze vermeiden:

  1. Präventive Gleichgewichtsübungen
    • Gerade für ältere Mitbürger werden in speziellen Kursen Gleichgewichtsübungen angeboten. Allerdings bin ich der Meinung, dass auch schon Menschen mittleren Alters solche Übungen machen sollten, insbesondere wenn sie ansonsten sportlich nicht sehr aktiv sind. Die Übungen können alles sein, was den Gleichgewichtssinn fordert und fördert, von einfachem Barfußgehen bis hin zur Slack-Line. Die angebote sind so vielfältig, dass ich hier nicht näher darauf eingehen muss.
  2. Konditionstraining
    • Konditionstraining, insbesondere für Füße, Beine, Bauch und Po, hilft die notwendigen Muskeln aufzubauen, um im Fall der Fälle einen Rutscher besser abzufangen und auch nicht so schnell zu Ermüden. Wer sich mit zitternden Beinen an einen Abstieg macht, wird sehr viel schneller eine Verletzung riskieren.
  3. Gute Schuhe
    • Die heutigen Wanderschuhe sind meist schon sehr gut. Dennoch lohnt es sich auf den Tragekomfort, eine ausreichende Steifigkeit und vor allem rutschfeste Sohlen zu achten. Ich hatte einmal teure Wanderschuhe von einem namhaften Hersteller, deren Sohlen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und entsprechender Nässe so glatt wurden wie Schlittschuhe. Ich hatte die einmal bei einer Winterwanderung an und wäre beinahe verzweifelt, so oft bin ich ausgerutscht.
  4. Der richtige Laufstil
    • Wie ich in einem anderen Artikel schon angemerkt hatte, muss man den richtigen Laufstil erst wieder lernen. Wer mehr wissen will, sollte den genannten Artikel nachlesen.
  5. Wanderstöcke (und deren richtige Benutzung)
    • Wanderstöcke geben zusätzlichen Halt beim Auf- und Absteigen und verhindern so manchen Sturz. Allerdings muss man sie richtig einstellen und einsetzen. Auch die richtige Benutzung von Wanderstöcken habe ich hier schon ausgeführt.
  6. Ausreichende Pausen
    • Man muss dem Körper Zeit geben sich wieder zu regenerieren. Ausreichende Pausen helfen dem Körper wieder die Energiespeicher zu füllen und beugen Ermüdungserscheinungen vor. Man sollte auch beachten, dass die Konzentrationsfähigkeit irgendwann nachlässt.
  7. Vernünftige Etappenlängen
    • Zu lange Etappen, die auf ungeübte (und langsame) Wanderer treffen, sind keine gute Kombination. Das zehrt an der Kondition, führt zu unnötigem Stress und dazu, dass notwendige Pausen nicht oder nur zu kurz eingelegt werden.
  8. Keine Hektik
    • Gerade in schwierigen Passagen gilt: Keine Hektik! Dazu zählt auch, dass man sich nicht von anderen Hetzen lässt. Ein bedachtes Auswählen des Weges und bewusstes Aufsetzen des Fußes beugt Stürzen vor.
  9. Rucksack absetzen
    • Wenn es die Umstände erfordern, sollte man nicht zu faul sein, seinen Rucksack auch einmal abzusetzen, z.B. wenn man sich „mal eben schnell“ zu einem Bach hinunterbückt um Trinkwasser zu schöpfen oder – am besten während des Laufens – über den Kopf hinweg „mal eben schnell“ was aus der Seitentasche des Rucksacks ziehen will.
  10. Vorausschauend gehen
    • Viele Hindernisse auf dem Weg kann man einfach umgehen und muss sie nicht überklettern.
    • Serpentinen helfen steile und/oder rutschige Auf- und Abstiege zu meistern.
    • Während des Laufens sollte der Blick immer ein paar Meter voraus auf den Boden gerichtet sein. Will man die Landschaft bewundern, bleibt man stehen.

Wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Sturz kommt, dann hat man hoffentlich seinen Erste-Hilfe-Kasten griffbereit und kennt die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen aus dem Kurs, den man noch vor kurzem (!) besucht hat. Wenn alle Stricke reißen kann man immer noch die (Berg-)Rettung rufen -112.

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